Weihnachten, Winter und Corona – gute Gründe, es sich auf der heimischen Couch gemütlich zu machen, gibt es in den kommenden Wochen genug. Und da wir alle ohnehin zu oft, viel und lange vor dem Bildschirm sitzen (Rechner, Smartphone und Fernseher), täte es Körper und Geist vielleicht gut, zur Abwechslung mal wieder ein gutes Buch zu lesen. Wer noch Inspiration (oder auf den letzten Drücker ein Geschenk) benötigt, wird vielleicht hier fündig:
Briefe an junge Juristen (Tobias Gostomzyk, Joachim Jahn)
Wie glücklich können sich Jurastudenten und Referendarinnen schätzen, wenn sie einen Mentor an ihrer Seite haben. Dieses Buch kann so eine Funktion wenigstens in Teilen übernehmen und jungen Juristen eine Orientierung geben. Erfahrene Juristinnen und Juristen aus unterschiedlichen Bereichen (u.a. Richter, Staatsanwältinnen, Anwälte, Schriftsteller, Unternehmens- und Verwaltungsjuristen) berichten über ihre eigenen Erfahrungen und geben Ratschläge in Form offener Briefe und gänzlich ohne erhobenen Zeigefinger.
Erstmal Kaffee (Theresia Bohl)
„Erstmal Kaffee“ ist vermutlich der Satz, der am Montagmorgen in deutschen Büros am häufigsten gesagt wird. Die selbstständige Rechtsfachwirtin Theresia Bohl weiß, wovon sie schreibt, wenn sie in ihrem Buch den Kanzleialltag ihrer Heldin Amelie mit allen Höhen und Tiefen beschreibt. Schon nach den ersten Sätzen ist man von der Geschichte eingenommen, denn sie beginnt mit Amelies Vorstellungsgespräch in einer neuen Kanzlei. Die mit so einem Termin verbundene Aufregung und das Gedankenkarussell, das sich vorher dreht, kennt wohl Jede(r). – Unterhaltsame und kurzweilige Lektüre!
Juristendeutsch (Roland Schimmel)
Mandanten können ein Lied davon singen, wie zäh Juristendeutsch ist. Doch auch manch ein Rechtsanwalt staunt über die Satzkonstrukte einiger Kollegen oder Richter. Welche Blüten das zuweilen treibt, kann man in diesem Buch nachlesen. Es ist voll von Beispielen, wie man es gerade nicht machen sollte; verbunden mit der Anregung, diese Negativbeispiele zu Übungszwecken mal selbst zu vereinfachen. Das ist ziemlich lehrreich, denn Jede(r) von uns neigt wohl zuweilen zur Bildung von Schachtelsätzen oder deplatziertem Fachjargon. Hier und da wird die Lektüre durch Witz oder Ironie aufgelockert und manch unangenehme Wahrheit durch erfrischend klare Ansagen vom Autor auf den Punkt gebracht:
„52% aller anstrengend langen Sätze haben kluge Leute geschrieben, die das Konzentrationsvermögen ihrer Leser deutlich überschätzen, weil sie sich selbst als Maßstab setzen. Die anderen 48% verfassen AngeberInnen, die meinen, sie könnten so die Leser von ihrer Klugheit überzeugen.“
Investment Punk (Gerald Hörhan)
Auf einem längeren Flug im Jahre 2017 wurde ich durch das Hörbuch erstmals auf Gerald Hörhan aufmerksam. Der ehemalige Investmentbanker nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er der Mittelschicht die Schuld an Konsumschulden und Hamsterrad gibt. Mit seiner speziellen und dabei sehr direkten Art polarisiert er. Das muss man mögen, doch wenn man es nicht allzu ernst nimmt, ist es sogar unterhaltsam. Eine seiner Kernthesen dreht sich um „das Haus auf Pump in der Pampa“ und wie es viele Menschen auf Jahrzehnte in ein finanzielles Korsett der Unfreiheit drängt:
„Das System sorgt dafür, dass Euer Haus nach Möglichkeit zwei Kriterien entspricht:
- Wenn Ihr brav im Hamsterrad strampelt, könnt Ihr es Euch gerade noch leisten.
- Wenn Ihr ein paar Fehler macht, könnt Ihr es Euch gerade nicht mehr leisten.
Man muss nicht in Harvard Mathematik studiert haben, um zu erkennen, dass ihr mit dieser Anschaffung Euer Leben und Eure Freiheit verpfändet. Und dass Ihr keinen Spielraum habt, wenn etwas schiefgeht.“
One L (Scott Turow)
Das Buch trägt den Untertitel „The turbulent true story of a first year at Harvard Law School“ zu Recht. Scott Turow berichtet in dem Buch über seine Erfahrungen als Erstsemester („One L“) an einer der angesehensten juristischen Fakultäten der Welt.
The Art of War (Stephen F. Kaufman)
„Keep your plans, strategy, tactics and decisions as dark as night. Mask strength with weakness, courage with timidity, order with disorder.“
In einigen Situationen ist es ratsam, nicht gleich offenzulegen, welche Asse man noch im Ärmel hat. Ob im Berufsleben oder vor Gericht, die Strategien aus dem Klassiker Die Kunst des Krieges von Sun Tzu lassen sich auf viele Lebensbereiche übertragen. Diese Interpretation ist zwar auf Englisch, wegen ihrer klaren Sprache und Kürze (ca. 100 Seiten) aber dennoch sehr gut lesbar.
Viel Spaß beim Lesen!